Hi.
Zur Zeit richte ich mein neues Kodi Gerät ein. Im Augenblick lädt grade das Widevine CDM, was noch so knapp 45 Minuten dauern dürfte. Mein Internet ist halt sau lahm... Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, wollte ich den ersten Teil meiner Erfahrungen aufschreiben. Vielleicht hilft das ja irgendwann irgendwem mal.
Die Vorgeschichte ist, das ich neulich einen Raspberry Pi 4 für einen Bekannten einrichten sollte, als Kodi System. Meine Erfahrungen mit Kodi auf RasPi waren bisher nicht so toll. Allerdings ist das schon sehr lange her, zu Zeiten des RasPi 2. Damals waren Android Boxen dem RasPi 2 haushoch überlegen. Generell bin ich kein großer Fan der RasPi's. Sie sind teuer für die gebotene Leistung oder lahm für das, was sie kosten, je nachdem, von welcher Seite her man das aufzieht. Obendrein sind sie nach heutigen Maßstäben nicht mehr sparsam. Der RasPi 5 hat als Standard tatsächlich ein 30 Watt Netzteil. Mein Desktop System mit einem Core i7 der 13. Generation braucht auch nicht mehr als 30 Watt... Soweit alles weniger toll. Trotzdem habe ich mir einen 120€ teuren RasPi 5 mit 8GB RAM, Passiv- Kühler dem Standard- Netzteil und einem PCIe auf NVMe Adapter gekauft. Für dasselbe Geld bekommt man einen Intel Mini PC mit Gehäuse, Kühler, Netzteil, 8 GB RAM, 128 GB Massenspeicher und Windows 11 Pro. Der ist aber mindestens doppelt so schnell wie der Pi 5 und kommt mit einem 20 Watt Netzteil aus. Im Idle braucht das Teil keine 3 Watt. Deswegen meine ich ja, die RasPi sind einfach zu teuer.
Warum dann doch einen RasPi? Nun, der Pi 4 läuft mit LibreElec 12.0.1 einfach so unglaublich stabil und sauber, das ich ihn bisher nicht zurückgeben mochte. Das ist mir bisher noch nie passiert. Alles andere macht mir keinen Spaß mehr. Deswegen musste ich selbst einen haben. Da Pi 4 und Pi 5 praktisch dasselbe kosten, ist es eben ein Pi 5 geworden. Der hat ja nicht nur einen schnelleren SoC als der Pi 4 sondern auch einen PCIe Anschluss. Da ich sowieso noch eine 500 GB NVMe SSD ungenutzt rum liegen hatte, wollte ich die natürlich für den Pi 5 nutzen.
Gestern ist das bestellte Zeugs angekommen. Mir war bekannt, das es kompliziert werden kann, den Pi 5 von NVMe zu booten. Hängt vom installierten Bootloader und von ein paar anderen Dingen ab. Und es wurde kompliziert, natürlich. Murphy's Law lässt ja auch gar nichts anderes zu. Dazu kommt, das der "LibreELEC.USB-SD.Creator" keine NVMe akzeptiert. Man muss also ein anderes Tool zum Vorbereiten nutzen und darauf hoffen, das LibreElec die ursprünglich winzige Systempartition wirklich selbsttätig vergrößert (tut es). Wenigstens bekommt man mit Etcher, Rufus oder win32diskimager das LE Image aber auf die NVMe aufgespielt. Zusätzlich muss man noch eine Zeile in der config.txt einfügen, die auf der FAT Partition des LE Laufwerks liegt. Hier fügt man mit einem Texteditor einfach die Zeile
dtparam=pciex1_gen=3
ein. Man könnte auch am Ende gen=2 verwenden. Das ist langsamer aber schon länger "offiziell" wohingegen gen=3 offiziell noch experimentell ist aber (zumindest bei mir) tadellos funktioniert.
So vorbereitet habe ich die NVMe einfach eingebaut und den Pi 5 ganz optimistisch eingeschaltet. Der Pi 5 hat natürlich nicht von der NVMe gebootet. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Also musste ich zunächst eine SD Karte für den Pi 5 vorbereiten. Da die Angaben im Internet zu dem, was man direkt aus LE heraus machen oder besser alles nicht machen kann, sehr widersprüchlich sind, wollte ich kein Risiko eingehen und habe stattdessen PiOS auf die SD Karte gespielt. Ob das wirklich schlau war, sei dahin gestellt. Die wichtigste Funktion ist wohl auch in LE vorhanden, das Updaten des Bootloaders, woran es bei mir geklemmt hat. Der installierte Bootloader war zu alt, um von NVMe booten zu können. Zumindest habe ich diese Option in den Librelec Settings gefunden. Also hätte ich auch einfach LE auf die SD Karte spielen können und damit den Bootloader aktualisieren können. Das hätte mir einiges an Arbeit und Zeit erspart. Aber so musste ich das PiOS halt erst mal so weit einrichten, dass der Pi davon auch wirklich startet. Dieses gestaltete sich erheblich schwieriger als gedacht. Zum Einen hat es geschlagene 3,5 Stunden gedauert, bis endlich die System- Updates fertig waren. Das ist da ja noch um ein vielfaches Schlimmer als die elend langwierige Updaterei bei Windows. Vor allem, da ich das eigentliche Image erst eine Stunde zuvor aus dem Internet geladen hatte. Um 30 Sekunden mit dem System zu arbeiten erst mal 4 Stunden Vorbereitung, sehr effizient...
Dazu ist das GUI auf einem 4K TV völlig unbrauchbar. Man hat einen Quadratmeter großen Bildschirm und alles spielt sich auf einem Briefmarkengroßen Fleck in der Bildmitte ab. Man benötigt eine Lupe und muss mit der Nase direkt an den 50 Zoll TV ran, um überhaupt irgendwas erkennen zu können. Solch eine schlechte Anpassung habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Auf einem alten Röhrenfernseher mit PAL Auflösung mag das Bild ja vielleicht akzeptabel sein, obwohl ich vermute, das selbst dort das eigentliche Fenster immer noch viel zu klein ist. Selbst ein "popeliger" 1080p Monitor ist für die Einrichtung vom PiOS viel zu hochauflösend. Als das endlich durch war erschien der Desktop, wieder mit viel zu kleinen Icons, Texten, Grafiken usw... PiOS mit einem 4K Monitor, das passt nicht zusammen, auch wenn der Pi 5 an sich mit 4k@60 keinerlei Probleme hat.
Deswegen wollte ich per SSH mit Putty auf den Pi zugreifen. Doch Pustekuchen, SSH ist nicht aktiviert und muss erst umständlich eingerichtet werden. Sach ma, geht's noch? Linux ohne SSH, ein absolutes NoGo. Als dann endlich auch SSH lief, konnte ich mit "sudo raspi-config" den Bootloader updaten und die Bootreihenfolge anpassen. Dazu waren noch zwei Neustarts notwendig. Das Ändern der Bootreihenfolge kann man unter LE nicht machen. Ist nicht zwingend notwendig, beschleunigt den Boot- Vorgang aber spürbar. Denn ändert man das nicht, sucht der Pi beim Start erst eine Weile nach einer SD Karte, bevor er anfängt von der NVMe zu booten.
Nun war es endlich geschafft. Der Lohn der unerwartet großen Mühe ist ein blitzschnelles Kodi auf einem sehr kompakten und völlig lautlosen System. Bisher habe ich ihn ja noch nicht lange genug, um irgendwas zur Stabilität zu sagen. Aber es fühlt sich alles doch sehr flüssig und "Rock Solid" an. Im nächsten Teil schreibe ich dann etwas zur Erfahrung mit dem System im Alltag. Das wird aber noch etwas dauern, da ich ja erst mal entsprechende Erfahrungen machen muss.
Zusammengefasst benötigt man an Hardware einen RasPi 5 mit NVMe Hat und einer NVMe SSD. Dazu temporär eine SD Karte, einen SD Kartenleser und ein USB NVMe Adapter bzw. einen freien NVMe Steckplatz im Desktop- Rechner. Dazu an Software das LibeElec Image für den RasPi 5, ein Raspberry Pi 5 kompatibles OS für die SD Karte (kann ebenfalls LibreElec sein, wenn man auf die Anpassung der Bootreihenfolge verzichten will) sowie ein Tool, mit dem man das LE Image auf die NVMe spielen kann. Dann schreibt man das LE Image auf die NVMe und editiert die config.txt. Nun schreibt man das OS Image auf die SD Karte. Jetzt baut man die NVMe in den Pi 5 ein und steckt die SD Karte in den Slot. Nun kann man den Pi starten und zunächst mal die Einrichtung des SD Karten OS durchlaufen. Als nächstes wird der Bootloader aktualisiert und die Bootreihenfolge nach Wunsch angepasst. Wenn man das alles erledigt hat, sollte LibreElec von der NVMe SSD blitzschnell hochfahren und ein sauber und schnell laufendes Kodi System ergeben.