Adam Savage hat mal darüber erzählt, wie er ein Traumtagebuch geschrieben hat.
Das hat er dann, als es voll war, zu einem Artefakt gemacht. Komplett auf alt getrimmt..
Und als er an einem Theater gearbeitet hat, hat er es dort irgendwo im Gerümpel versteckt.
Es wurde von einem Kollegen gefunden und dieser hat es dann irgendwann Adam gezeigt und wollte mit ihm herausfinden, wo so etwas herstammt.
Der Finder hielt es für "echt".
Was mich daran begeistert, ist der ungetrübte Eindruck, den der Finder hatte.
Ungefiltert, unbeeinflußt, ungestreckt.
Das ist auch die Art, wie ich am liebsten etwas verschenke.
Ich will durch meine Anwesenheit nichts am ersten Eindruck beeinflussen.
Und so will ich auch möglichst alles erleben. Pur und auf eigene Faust.
Aber genau das wird immer schwerer. Wenn es dann am Ende nämlich doch Mist war, kommt immer einer, der mir mit "warum hast du nicht vorher/einfach/mal eben ...".
Ich glaube mittlerweile, dass diese Art von Bewertung noch schlimmer ist, als das eigentliche Mißgeschick.
Man soll ja Experte für alles sein und sich immer voll informieren.
Sich selber alles reinziehen - denn nur so bekommst du Deine Garantie alles richtig gemacht zu haben.
Aber da kommt dann das Problem mit der Arbeit, die das macht. Gut das es SterneBewertungen gibt.
Außer im echten Leben.
Und dann steht man da. Es ist schon skuril, wenn man im Imbiss in der Schlange steht und ernsthaft Menschen ihr Handy zücken, weil sie sich nicht entscheiden können.
Und wenn das Smartgeräte nichts oder nicht schnell genug etwas ausspuckt, dann wird Crossover bestellt. Grillplatte.
Das klingt dann nach dem Kompromiss, bei dem man nichts falsch machen kann.
Man ist zwar nicht wirklich glücklich damit, aber Hauptsache nix falsch gemacht.
Und vor allem niemanden in der Öffentlichkeit gefragt.
So mit Reden.
Voll peinlich wäre das ja, wenn man sich dann als "nichtwissend" outet.
Diese Optionslähmung finde ich schon bei den Kindergartenkindern.
Auf der einen Seite ist es ja positiv zu sehen, dass die nicht mehr einfach wegkonsumieren, was da ist.
Aber auf dem Spielplatz bekomme ich ein ungutes Gefühl, was die Fotomanie bei den kleinsten auslöst.
Das Foto als solches ist schon eine Bewertung der Leistung. Da trainiert man etwas an, was nicht gut enden kann.
Was will ich mit diesem Text sagen?
Keine Ahnung. Und das ist auch gut so. Keine Ahnung zu haben ist oft das beste, was mir passieren kann.
Wo wir heute gefühlt alles nur noch falsch machen können, bringt einem das Überinformieren nur eines: weniger Lebenszeit.
Ich lese keine Klappentexte, schaue mir keine Trailer an oder Reaction-Videos.
Einfach mal machen statt ewig zu vergleichen. Unbeeinflußt.
Auf den ungetrübten Eindruck.