Kästchen bauen - 45 Grad Gehrungsschlitten

  • Hallo,
    also ich weiß ja nicht, woran es liegt, vielleicht weil ich über 40 bin? Auf jeden Fall hat es mich jetzt gepackt und schreit mich an: DU MUSST KÄSTCHEN HABEN! Wozu? ZUM SORTIEREN!

    OK, also nach einem nicht ganz zufriedenstellenden Versuch die Kästchen modular alle aus dem 3D Drucker zu erzeugen, nun die drittbeste Möglichkeit nachdem "Laser" aus diversen Gründen est mal ausfällt: Aus Holz bzw. MDF selber bauen.

    Klingt einfach, ich habe jedoch schon mal so meine Erfahrungen gemacht, dass diese Kästchen dann schon sehr genau geschnitten und vorbereit sein müssen um dann am Ende überall zu passen und im Winkel zu sein.


    Also gut, bisschen gegoogelt, bisschen Youtube geguckt, am Ende habe ich ein Konzept gesehen, dass ich gern übernehmen würde, jedoch außer 2 Anwendungen keine dedizierte Bauanleitung.

    Das hier wird auch keine, aber ein Erfahrungsbericht dazu.

    Man kann es am ehesten als Gehrungsschlitten für die Kreissäge bezeichnen.


    Warum?
    Es geht mir darum, die 45 Grad Gehrungsschnitte exakt, wiederholgenau, einfach, ohne Spezialwerkzeug, ohne teure Verschleißteile und schnell zu machen.
    Diese Verbindung für Bretter, Regale Rahmen ist relativ schön und stabil zugleich.
    Vor allem aber möchte ich die Kontrolle über die Außenmaße behalten.
    Möglicherweise bin ich echt nicht schlau genug, aber wenn hier jemand weiß wie mal auf den mm genau ein Kästchen mit XYZ Außenmaßen auf Gehrung sägen muss damit es genau passt, dann Respekt.

    Alternativen
    Man kann natürlich das Blatt der Kreissäge immer neigen, aber ob man dann immer so geanau die 45 Grad trifft, und immer genau gleich?
    Ebenso kann man mit der Zug/Kappsäge ganz gut neigen, ist aber in der Schnittlänge begrenzt und kann das Material nicht gut befestigen.
    Auch die (Oberfräse) mit Tisch und V-Fräser ist möglich, aber hier erst mal so genau die Kante treffen + Fräserverschleiß.


    Vorteile
    Der Schlitten hat den Vorteil, dass er - nach einmaliger richtiger Einstellung, jedes Brett exakt auf die Kante auf Gehrunge schneidet, also die Gesamtlänge vorgeschnittener Teile exakt erhalten bleibt.
    Das Sägblatt kann immer in Normalstellung bleiben. Einmal ausgerichtet sind hier die gewünschten 90 Grad für alle Schnitte passend.
    EIne Kreissäge arbeitet kraftvoll, sauer im Schnitt und die Blätter halten lange und sind günstig.
    Durch die durch den Schlitten vorgegebenen 45 Grad wird wirklich jeder Schnitt 45 Grad.
    Befestigung und klemmen des Werkstücks ist leicht und ungefährlich möglich.


    Praxis


  • Möchtest du die Meinung eines Schreiners dazu hören oder soll ich lieber den Mund halten?

    Spoiler....ich würde nicht zum Nachmachen animieren ;)

  • Voarb...es ist das falsche Sägeblatt für den Job. Es hat zu wenig Zähne und der Zahngrund (oder besser gesagt die Größe des Zahngrunds) ist für "Längschnitte von Massivhoz" gedacht. Aber nicht für Querschnitte von Plattenstoffen (Spanplatte roh oder beschichtet). Solche Blätter haben wesentlich mehr Zähne und die Zahnräume sind auch kleiner. Du riskierst somit das ausreißen der Werkstückoberfläche.

    Man stellt immer das Sägeblatt auf Gehrung. Ich gebe dir Recht...die Einstellung am Blatt bedarf etwas Erfahrung. Die meisten Sägen haben eine Art Skala. Die stimmt zu 75% nicht ;). Daher macht man sich Probestücke und misst und misst und misst und schneidet und schneidet und schneidet solange bis es passt. Dann macht man sich eine Markierung an der Skala und weiß beim nächsten Mal, wohin die Reise geht. Das muss man übrigens nach dem Wechsel des Sägeblattes erneut machen. Grund für das schwenken des Sägeblattes nenne ich später. Geht in die Richtung "Sicherheit deiner Finger".

    Gehrungsschnitte werden normalerweise mit einem Gewissen "Überstand" gemacht. Heißt im Großen und Ganzen....du möchtest einen Würfel mit 10cm Schenkellänge bauen, also schneidest du jede Seite des Würfel mit 12*12cm zu und schneidest pro Gehrungsanschnitt 1cm weg (wenn du es 11*11cm schneidest, dann sind es pro Seite 0,5cm, die weg fallen...denke, das ist verständlich beschrieben, oder?). Das gewährleistet, dass die längere (und meistens sichtbare) Seite des Würfels immer oben ist und das Sägeblatt somit von oben in das Werkstück einscheidet. Wenn dann was ausreißt, dass ist es unten (meistens die nicht-sichtbare Seite). Jetzt kommt es halt darauf an, was die "gute" Seite ist ;). Beide Seiten "perfekt" zu haben ist nicht einfach aber möglich. Da liegt es aber am Sägeblatt. Das Maß für den "Überstand", den du weg schneiden möchtest, stellst du am Paralellanschlag ein. Da gilt es auch wieder zu schneiden, messen, schneiden, messen bis es passt. Dafür nimmt man "Probestücke". Ist der Zuschnitt (auf 12*12) genau erfolgt und man hat den Paralellanschlag entsprechend eingestellt, kann man dann alle Seiten des Würfels blind zuschneiden.

    Mit deiner Vorrichtung schneidest du auf "0" (null), da das Werkstück nach unten nicht überstehen kann, da dort der Tisch im Weg ist. Das wird NIE wirklich genau. Mit deiner Vorrichtung legst du offensichtlich Wert auf die Innenseite des Würfels/Kästchens, da das Sägeblatt auf dieser Seite eintaucht. Damit das gut funktioniert musst du das Werkstück mit den Händen gut festhalten. Zumindest sehe ich nichts, was das Werkstück sonst fixiert. Die längere Seite des Werkstück nach dem Gehrungsschnitt droht dabei in den Schlitz der Sägeblattöffnung (also der Bereich, bei dem das Sägeblatt aus dem Tisch heraus ragt) zu rutschen....Handführung des Werkstücks über drehendem Sägeblatt mit der Gefahr, dass das Werkstück Richtung Sägeblatt rutschen kann ist IMMER eine ganz beschissene Idee :D.
    Das verhinderst du, wenn du das Sägeblatt schwenkst. Denn dann drückst du das Werkstück auf die Fläche des Tisches (also direkt von oben nach unten) und das Werkstück kann nicht in Richtung des sich drehenden Sägeblattes rutschen.

    Wenn du also mit deiner Vorrichtung versuchst Werkstücke zu schneiden, die kürzer als das Loch für das Sägeblatt in deinem Tisch sind, dann wird die Gefahr des "rein rutschens" in das Loch noch eklatant viel größer. Nehmen wir an, du möchtest 5cm breite Leisten schneiden. Du verstehst, auf was ich hinaus möchte. Mit der oben beschriebenen Methode kannst du jedes nur erdenkliche Werkstück auf Gehrung schneiden. Und ja...ich stimme dir zu...du musst es immer wieder erneut einstellen. Das ist aber halt einfach ein Muss, wenn man es immer wieder genau haben möchte. Deine Vorrichtung ist aus Holz und auch diese wird sich über die Zeit verziehen und wird nicht mehr genau sein.

    Dieses Video zeigt in etwa das, was ich sagen möchte. Die schneiden halt nur ein Zehntel Millimeter weg...aber sie machen es über den Paralellanschlag und drücke von oben nach unten:

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    Da siehst du auch das passende Sägeblatt nicht vielen Zähnen ;)

    Auch dieses Video ist nicht verkehrt:

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    Da musst du das Werkstück halt schon auf 10*10 zuschneiden und je nach Drehung des Sägeblatts ggf auch nochmal den Paralellanschlag anpassen. Bei Werkstücken kleiner 10cm wird es auch da schon schwierig mit dieser Art des Schneides, da du das Werkstück hinter dem drehenden Sägeblatt führen musst und dafür ist dann ein Schiebestock notwendig. Weiter droht bei diesem Video auch, dass sich das Werkstück zwischen Parelellanschlag und Sägeblatt einklemmt und es so zu Brandstellen kommen kann. Weiter...wenn das Werkstück vom hinteren Bereich des Sägeblattes erfasst wird, droht es nach oben zu springen (ich habe das schon erlebt...das ist kein Spaß, wenn dann deine Hand noch da drauf liegt). So ein Sägeblatt hat ernorm viel Kraft und Unfälle sind daher sehr wahrscheinlich.

    Ich will deine Idee nicht schlecht machen und die Idee an sich ist auch gut. Nur aus "Safety"-Sicht ist es einfach ein "No-Go" ;) . Aber als Schreiner weiß ich auch, dass man nicht immer Wert auf "Safety" legt und es auch nicht immer geht. In dem Fall aber schon ;)

    Ich könnte noch Stundenlang so weiter schreiben. Ich würds dir gern mal zeigen...so "face to face"....das würde es vielleicht besser erklären ;)

  • Ok,cool, danke.
    Die Videos sind auch schon mal gut!

    Ganz kurz paar Sachen zur Erklärung, dann sieht es vielleicht nicht mehr ganz so übel aus.

    Voarb...es ist das falsche Sägeblatt für den Job.

    Ich weiß, Wechsel war nötig weil das richtige Blatt recht stumpf ist, ich am Wochenende aber bauen wollte!
    Richtiges Blatt bestell ich die Woche neu.

    Die meisten Sägen haben eine Art Skala. Die stimmt zu 75% nicht

    Ich hab ne ganz billige vom Aldi, da stimmt gar nichts und jede Einstellung ist ein Abenteuer, daher brauchte ich was wiederholgenaues.


    Gehrungsschnitte werden normalerweise mit einem Gewissen "Überstand" gemacht.

    Das ist nicht so meine "Stil" oder Anspruch oder wie du es nennen willst. Ich würde lieber lieber passend schneiden und dann nur anschrägen.
    Ich bin auch nicht der große Meister im räumlichen Vorstellen, ich muss bei jedem manuellen Gehrungsschnitt 10 Minuten nachdenken und der erste ist trotzdem falsch.


    Mit deiner Vorrichtung schneidest du auf "0" (null), da das Werkstück nach unten nicht überstehen kann, da dort der Tisch im Weg ist. Das wird NIE wirklich genau.

    Das verstehe ich nicht? Denn exakt das ist der große Vorteil den ich hier bemerkt habe. Es scheiden auf 0 und weil der Tisch im Weg ist KANN es nicht verrurschen und ist IMMER genau.


    Paralellanschlag entsprechend eingestellt, kann man dann alle Seiten des Würfels blind zuschneiden.

    Aber auch nur bei Würfel, wenn man z. B. Schuladen baut stellt man zig mal um und es wird, zumindest wenn ich das mache, niemal einmal wie das andere.


    Damit das gut funktioniert musst du das Werkstück mit den Händen gut festhalten. Zumindest sehe ich nichts, was das Werkstück sonst fixiert. Die längere Seite des Werkstück nach dem Gehrungsschnitt droht dabei in den Schlitz der Sägeblattöffnung (also der Bereich, bei dem das Sägeblatt aus dem Tisch heraus ragt) zu rutschen....Handführung des Werkstücks über drehendem Sägeblatt mit der Gefahr, dass das Werkstück Richtung Sägeblatt rutschen kann ist IMMER eine ganz beschissene Idee :D.
    Das verhinderst du, wenn du das Sägeblatt schwenkst. Denn dann drückst du das Werkstück auf die Fläche des Tisches (also direkt von oben nach unten) und das Werkstück kann nicht in Richtung des sich drehenden Sägeblattes rutschen.

    Wenn du also mit deiner Vorrichtung versuchst Werkstücke zu schneiden, die kürzer als das Loch für das Sägeblatt in deinem Tisch sind, dann wird die Gefahr des "rein rutschens" in das Loch noch eklatant viel größer. Nehmen wir an, du möchtest 5cm breite Leisten schneiden. Du verstehst, auf was ich hinaus möchte.


    Ich glaube du übersiehst, dass ich das Brettchen vorne am Tisch, weit vor dem Sägeblatt einlege, exakt am Tisch ausrichte und dann mit 2 Zwingen befestige, ist auf einem Bild zu sehen.
    Erst dann schiebe ich, mit Fingern weit weg, über das Sägeblatt. Ja, das muss man genau und feste machen, sonst kommt es in der Tat zu Verrutschungen.
    Das sollte alle deinen Bedenken und Sorgen bzgl. Sicherheit hoffenlich deutlich dämpfen?


    Übrigens, hier das Video von dem ich die Idee hatte:

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    bei 2:30 gehts los.

    Wenn ich mir das Video angucke, kann ich deine Sicherheitsbedenken nachvollziehen.

  • Verstehe ich das richtig, dass im ersten Video Längs- und Queranschlag gleichzeitig genutzt werden?1? Geht dann wohl nur bei so geringem Abstand zwischen Blatt und Parallelanschlag und der Präözision einer Ulmia [ae]
    Lasse mein Querschnittblatt auch häufig montiert, wenn ich nur kurz mal einen Längsschnitt machen muss - muss halt der Vorschub mit Bedacht gewählt werden und dass das Blatt scharf sein sollte, versteht sich.

    Aber danke für die Videos, beide sehr informativ und ich teste mal den Drehpunkt meines Sägeblatts.

    Ach ja, und genau 45° söge ich nicht, sondern einen minimal kleinern Winkel mit der Bevelbox ausgemessen, um vor allem an den außenkanten eine geschlossene Gehrung zu erhalten...

  • @no.spam

    Ja...der Winkel sollte immer spitzer gesägt werden. Das habe ich vergessen zu erwähnen. Man darf auch nicht vergessen, dass noch Leim dazu kommt was den nötigen Winkel, damit es nachher passt, auch nochmal verändert. Genau 45° zu schneiden gibt nur trocken eine passende Gehrung ;)

    Also entweder spitzer oder stumpfer....je nachdem welche Seite nachher relevanter ist.

    @Commerzpunk du kannst es machen wie du möchtest. Und ich meine das auch nicht böse. Wenn das DEIN Weg ist und der funktioniert, dann ist das für dich ok. Ich will doch sich nicht belehren und auch kein Klugscheißer sein. Aus der Sicht eines Schreiners (oder anders gesagt....aus meiner Schreiner-Sicht), würde ich es anders machen.
    Und ja ..Maschinen und deren (nicht vorhandene) Flexibilität, schränken natürlich auch ein und da macht die Not erfinderisch ;)

    Wir bleiben am besten bei dem "Fanta"-Prinzip:

    Cool ist, was du machst.

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