Seit rund einem Jahr habe ich nun einen 3D-Drucker.
Es gab nicht eine Woche, in der ich nichts gedruckt habe.
Macht dann etwa 20€ Stromverbrauch
Von allen Tipps und Tricks die man so mitgeteilt bekommt ist vieles übertrieben und einiges wirklich hilfreich.
Der einfache Start:
-Kauf einen Drucker, der aus Metall gebaut ist und nur wenige Einzelteile hat. Das spart sehr viel Ärger.
Der Lerneffekt mag geringer sein. Aber der Spaß um so größer.
-Kauf kein billigstes Filament. Man kann alles einstellen, stimmt schon, aber wer will das?
-Der erste Layer ist wichtig. Sehr wichtig. Also muss der Abstand ordentlich eingestellt werden. Ich mache das mit Augenmaß. Paßt auch.
-Jede Rolle Filament ist etwas anders. Auch bei gleichem Hersteller und gleicher Farbe kommt so etwas vor.
Markenfilament:
- Ich steh auf extrudr, Material4Print und Filamentum. Extrudr haben ein seidenmattes Filament. Filamentum ein sehr gutes klares PLA.
und M4P geht einfach gut zu drucken und ist ordentlich hart.
- Kauf nicht zig Farben. 1KG Filament ist schon sehr viel Zeug zum Drucken
- Muss man bei schwarzem Filament eine Supportstruktur abbrechen, ergibt das eine raue, helle Stelle am Objekt
Zubehör:
-Isopropanolalkohol, Handschuhe und ein Stück Küchenrolle reichen zum Reinigen der Druckplatte
und es hält deutlich besser
-digitale Schieblehre um bei Bedarf nachzumessen und die Z-Achse zu korrigieren.
Die Z-Achse verstellt man ganz schnell mal schon beim Filamentwechsel
-Rundpinzette um Filament vom Druckkopf abzuwischen. Man verkratzt nichts und die Düse bleibt sauber
-Nähmaschinenöl für alles, was gleitet. Fett für die Z-Spindeln. Ich mache etwa je Rolle eine kleine Wartung des Druckers.
-Reinigen und fetten und ganz wichtig: die Andruckrolle am zuführenden Filamentmotor. Das ist der nervigste Teil.
Nacharbeiten:
- Feilen. Schleifpapier. Kunststoffgrundierung. Acrylfarben mit Pinseln oder Sprühlacke aus der Dose
- die ganzen Smoother etc sind mMn nur gesundheitsschädlicher Sondermüll
Slicer:
- Man braucht kein Simplify3D kaufen. Es gibt viele gratis-slicer. Der einzige Vorteil für mich ist die einfache Entfernbarkeit der Supportstruktur in Simplify.
Und das es sehr schnell ist. Ein "besser" gibt es eh nicht. Nur besondere Spezialfunktionen für Spezialfälle, die man eh vermeiden sollte.
- ich drucke meist mit 0.2mm, 3 Wänden (oben, unten, seite) und 25% Infill. Da bekommt man mit der Zeit ein Gespür für, was wie stabil gedruckt werden muss
- lieber etwas zu groß als etwas zu klein. Wie gesagt: Perfektion ist optional.
- Man kann in Simplify eine bereits erstellte Datei (*.gcode) als Profilvorlage laden. Sehr praktisch, weil man nicht immer weiß, wie man das letztens gedruckt hat.
Printserver:
- Octoprint ist sinnvoll, wenn man Dinge mehrfach druckt und eine Übersicht behalten will. Ordner gehen auf den SD-Karten nicht.
- Ich steh auf den Telegram Bot und die Kalkulation der Druckkosten.
- Notwendig ist es aber nicht.
Datenerstellung:
- Fusion360 über alles! OK ... ich steh halt drauf. Big Benefit: durch die Cloudanbindung kann ich auch @work Dinge erstellen und weiter drann arbeiten
- möglichst so arbeiten, dass man ohne Supportstruktur drucken kann.
Umbauten:
- Trimatic Treiber bringen sehr viel. Wenn das Mainboard des Druckers es erlaubt, dann ist dass das sinnvollste Tuning.
- Andere Lüfter sind bedingt sinnvoll, wenn man in der Nähe des Druckers arbeitet
- Energieketten etc sind alles nice2have, aber machen natürlich auch wieder Geräusche
- externer Mosfet für das Druckbett um die Platine zu entlasten. Verringert die Brandgefahr.
ALLE Umbauten ändern NICHTS an der Druckqualität, so fern der Drucker nicht totale Baustelle ist.
Man sollte nicht die Druckzeiten unterschätzen. 3D-Druck ist so ziemlich das langsamste Produktionsverfahren der Welt.
Und so lange der läuft, zieht der auch Strom. Und erhitzt Dinge auf über 200°. Das ist schon bezüglich Brandgefahr bedenklich.
Wozu braucht man das überhaupt?
Der Klassiker unter den Fragen. Ich drucke für meine Projekte mindestens genauso viele Helferlein die später in die Tonne wandern wie ich mit dem Drucker Projekte drucke.
Der größte Vorteil für mich ist das "mal eben probieren ob es paßt". Zeichnen, einen Teile ausschneiden und drucken. Vermessen, korrigieren ... drucken.
Abstandshalter, Positionierungshilfen, Bohrschablonen, Ersatzklappe für die Bohrmaschinenkiste, Anleger für die Oberfräse, Abdecker für Kabelkanal, Deko für das Kinderzimmer oder klare Schneeflocken für die Haustür.
Haken für Regalbretter, Gehäuse für Elektronik (mein Schwerpunkt), Geschenkverpackungen, NERF-Zubehör, Figuren ... es gibt immer etwas zu drucken.
Von der Aztekischen Todespfeife bis zum Einstellknopf am Küchenradio (geschliffen, grundiert, lackiert, poliert).
Es ist ja auch so, dass man gedanklich ganz anders an die Probleme geht. Alleine schon das Erlernen eines 3D-Programms ist eine Veränderung in der Denkweise.
"From bits to Atoms".
Bei mir ist es jetzt schon so:
sollte mein Drucker von heute auf morgen nicht reparierbar kaputt gehen, hätte ich übermorgen einen neuen hier stehen.