Ich habe mir beim Amazon-Cyber-Monday den Denon AVR-X1100W für 299,- ergattert.
Einbau war sehr einfach, da Denon eine vorbildliche Anordnung der Anschlüsse verwendet.
Die Anzahl der Anschlüsse mag mit 7 HDMI nach viel klingen, aber einer davon ist vorn und 2 sind nur für 4K gedacht.
Für meine Endgeräte reichte es aber.
Das erste Gerät ist eine Coolstream Zee (Sat-Receiver). Und direkt keinen Ton herausbekommen.
Da scheine ich laut Einträgen in anderen Foren auch nicht der einzige zu sein. Der Denon fragt immer automatisch den Ton via HDMI ab und scheint bei einigen Endgeräten ins stottern zu kommen.
Es ist eindeutig ein Handshakeproblem, da der Ton läuft, wenn der TV aus ist. Macht dann nur keinen Sinn mehr.
Meine Lösung war dann ein weiteres optisches Kabel zu legen. Dann den HDMI zu Opt1 zuweisen und zusätzlich den Kanal fix auf Digital zu stellen.
Läuft.
Der HTPC lief direkt inkl. Ton über HDMI. Schaltet man den TV zwischenzeitlich aus, verschwindet der Ton für 5 Sekunden und kommt dann wieder.
Um das zu umgehen, bleibt auch nur ein weiteres Kabel zu stecken und damit den zweiten und somit letzten optischen Eingang zu belegen.
Mein Squeezebox-Classic habe ich dann analog via Cinch angeschlossen. Ist tonal kein Unterschied.
Der Anschluss war in 20 Minuten erledigt. Vorteilhaft hat sich hier auch die geringere Bautiefe erwiesen. Im Schrank zählt jeder Zentimeter.
Ersteinrichtung
Einrichtung komplett mit Assistent, der einem auch direkt durch das Einmessverfahren und Zuweisung der Anschlüsse navigiert.
Da gehen dann schon mal gute 30 Minuten für drauf. Einmessen je Messpunkt rund 3 Minuten. 8 Punkte werden abgefragt.
Dabei dachte ich mir schon, dass das ja irgendwie etwas mager war. Es wird ein "Geräusch" von den jeweiligen Boxen abgegeben und daraus soll dann alles errechnet werden?
Zweifel kommen auf, da es beim Pioneer doch wesentlich aufwendiger wirkte. Und das bei nur einem Messpunkt.
Musik
Als das erledigt war habe ich direkt Musik getestet. Bei mir ist ein Teufel Theater 4 Hybrid 6.2 Lautsprechersystem aufgebaut.
Ein paar User hier im Forum haben es bei mir ja schon probegehört: der Bass ist einfach zu stark/präsent.
Der Denon macht aber alles irgendwie anders. Ich habe auf einmal kein "Bassproblem" mehr. Es klingt in Stereo sogar etwas mager im Bassbereich.
Dann direkt den Stereo Surround Mode getestet. Mehr Bass - aber alles im allem kein Vergleich zum Pioneer Pendant "Expanded Stereo".
Nach ein wenig Feintuning des Subwoofers über den Denon bekam ich ein sehr gutes Stereobild. Da muss sich dann wieder der Pioneer geschlagen geben.
Schwierig zu sagen, was da "besser" ist. Stereo hat hier noch nie so gut geklungen wie mit dem Denon. Musik in Surround ist jetzt nur noch "gut-".
Aber das war ja irgendwie auch zu erwarten.
Der Pioneer misst an nur einem Punkt ein. Und der ist dann so dermaßen präzise, dass man einen Sweetpoint von vielleicht 10cm hat. Sogar im Bassbereich.
Der Denon misst an 8 Positionen ein und wird daraus ja einen Mittelwert bilden. Damit klingt es überall "gut", aber nirgends "perfekt".
Denon macht zumindest beim Audyssey MultEQ-XT im Bassbereich keinen besonders guten Eindruck. Die richtig tiefen Frequenzen werden glattgebügelt.
Ich habe ein paar Testsongs, wie zum Beispiel "Boom Boom Pow" von den Black Eyed Peas, "Single" von Korn und "Kopf verloren" von Peter Fox oder "Madness" von Muse um Bass zu testen.
Alle gehen sehr weit runter bis unter 40Hz. Und tja - die fehlen eben. Da ist der Pioneer großzügiger. Der ist dann aber so dermaßen übermotiviert, dass einem kurz die Luft wegbleibt.
Wobei ich auch den Eindruck habe, dass der Pioneer die tiefen Frequenzen einfach stärker betont. Denn das Wackeln der Gläser im Schrank ist auch beim Denon vorhanden.
Der Pioneer kickt einem eher die Luft aus der Lunge während der Denon die Möbel bewegt.
"Klare" Songs waren dann Sultans of Swing, etwas Kraftwerk, Michael Bublé und Adele.
Die klingen in Stereo wirklich verdammt gut. So habe ich die hier noch nicht gehört. Wie weich doch auf einmal die Teufel klingen können. Sehr interessantes Ergebnis.
Da würde ich sagen, dass der Pioneer eher zum übersteuern neigt. Die scharfen Höhen fehlen beim Denon. Ist Geschmackssache, ob man den extra-Kick an Höhen haben will, oder lieber ein homogenes Bild.
Surround, wie gesagt ... da kommt der Denon nicht an den Pioneer ran. Das sind zwei Welten. Der Pioneer trennt extrem sauber Instrumente und bringt die auf einzelne Lautsprecher.
Ein richtiges Spektakel, dass beim Denon komplett fehlt. Da ist es gefühlt nur einfaches Stereo vorn/hinten.
Film
... kommt noch, da ich erst heute Abend zum ausgiebigen Testen komme.
Technik
Technisch hat der Pioneer einfach mehr Möglichkeiten um am Ton herumzubiegen. Aber ob das nun alles nötig ist, und vielleicht weniger mal wieder mehr ist, sei dahingestellt.
Ich habe am Denon zumindest nicht viel vermisst, was ich am Pioneer zu schätzen gelernt habe.
Ein kleiner Nachteil für mich ist, dass ich Eingänge nur 1x zuweisen kann. Ich würde mir gerne wieder wie zuvor einen Eingang für Musik und einen für Film festlegen.
Das geht beim Denon nicht. Aber notwendig ist es auch nicht wirklich.
Midnight-Mode gibt es nicht - dafür aber Cinema-EQ. Der Filter paßt die Frequenzen dynamisch in ihrer Lautheit an. Ist ein wirklich krasser Effekt, wenn man sich ein und die selbe Szene in Actionfilmen anhört.
Diese Funktion kann man wie alles beim Denon in drei Stufen regeln.
Letzten Endes ist es nur ein dynamik-Kompressor, der nicht die Frequenzen niedersenkt sondern die leiseren anhebt. So kommt Bass auch bei geringer Lautstärke und Dialoge im Center sind deutlicher rauszuhören.
Insgesamt war im Film-Surroundmodus bei den Testszenen ein größeres Klangfeld vorhanden. Wenn ich zuvor mit dem Pioneer zB Grillen in der Umgebung irgendwie unbewusst wahrgenommen habe, dann verdoppelt der Denon die Anzahl der Grillen.
Ein Effekt. Mehr nicht. Vielleicht will das auch nicht jeder, denn letztendlich verändert man die eigentliche Soundkulisse.
Der Denon erkennt über das Signal, welchen Ton er verwenden soll. Stereo PCM Signal verwenden dann immer den zuletzt eingestellten Effekt. AC3 dann immer Surround und DTS eben DTS+Effekt.
Da muss der Pioneer passen. Der nimmt was er kriegt und reagiert da nicht weiter. Ist es ein DTS Signal, dann wird jede Weiterverarbeitung blockiert. Das kommt so raus wie es reinkommt.
Auch da ist die Frage nach besser oder schlechter nicht zu beantworten.
Der Denon ist allgemein schneller beim Umschalten und Erkennen von Frequenzen am HDMI-Eingang. Wenn der HTPC auf 24Hz umschaltet, ist der Denon sofort da. Der Pioneer schaltet intern eine Sekunde.
Denon hat durchgehend ein OSD. Auch bei der Lautstärkeregelung. Das fehlt am Pioneer. Dort ist entweder das Menu des Verstärkers, oder das HDMI-Bild zu sehen.
App:
Ich habe zuvor beim Pioneer-Bericht ja schon über deren App gemeckert.
Ich nehme alles zurück. Denon ist da weit aus schlimmer. Im Grunde ist da keine vernünftige Bedienung mit möglich.
Die alternativen Apps sind da weit besser. Leider konnte ich kein Widget finden, um zumindest Laut/Leise vom Smartgerät-Desktop direkt zu regeln.
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Fazit für heute:
Ich bin noch nicht überzeugt, ob ich dafür meinen Pioneer hergebe. Ich wollte das Bassproblem in den Griff bekommen und weniger auf einen Punkt im Raum festgenagelt sein.
Das wird auch vom Denon ganz klar erledigt. Aber auf der anderen Seite fehlt jetzt doch ein ordentliches Stück "Aha-Effekt" bei der Musik im Surroundmodus.
Sehr erfreulich ist, dass ich nun für TV einen anderen Basspegel festlegen kann als für den HTPC.
Nur würde ich diese Flexibilität gerne für Musik und Video am HTPC nutzen. Das geht aber wegen der Anschlusszuweisung nicht.
Hier noch ein guter Bericht zum Einmessverfahren:
http://www.digitalfernsehen.de/Audyssey-MultE…k.108762.0.html