Ich bastle schon seit einiger Zeit mit den Pi's und habe auch für ein
paar Geldklamme- und technisch unaffine Menschen einen HTPC zusammen
gestellt. Hier meine Erfahrungen zum Thema "Performance":
Vorab:
Was man auf jeden Fall mitbringen muss: Zeit! Out of the Box läuft OpenElec zwar anständig,
aber nicht eben schnell. Es sind aber noch zahlreiche Reserven vorhanden.
Die Maßnahmen, welche den meisten Geschwindigkeitszuwachs gebracht haben:
1. Lokales Scrapen. Zwar mühselig, aber dafür macht man es nur ein
einziges Mal. Man wird am Anfang fast zwangsläufig mehrmals OpenElec
installieren. Entweder verschiedene Builds, oder man zerschießt sich das
System durch SD-Karten-Korruption oder zig andere Sachen. Da ist es ein
enormer Vorteil, wenn man die Filminformationen schon lokal mit Ember
oder MediaElch erstellt hat. Zumal das eigentliche Einlesen in die
Datenbank immer noch recht zäh ist (Etwa ein Film alle 5 Sekunden).
2. Finger weg von den RBEJ Custom Builds. Sie versprechen zwar
zahlreiche Tweaks und Geschwindigkeitssteigerungen, sind aber eigentlich
eine Black-Box. Ich will diese Builds nicht schlechtreden - es sind wirklich gute
Sachen drin, aber: Immer klappt irgendwas anderes nicht, und
man sucht sich 'nen Wolf. Mal geht der WLAN-Stick, in der nächsten Version
wieder nicht. Mal kann man die Region nicht einstellen, dann geht NTP nicht etc.
Besser die offiziellen Builds oder die Nightlies, z.B. von Pi-Chimney.
Das letzte Testing-Build ist hervorragend, endlich klappt Fast-Forward/Backward,
das Starten der Filme geht zackiger vonstatten, generell wirklich gute Performance.
Der Link hierzu: http://sources.openelec.tv/tmp/image/test…1522-r15163.tar
Dort sind zahlreiche Änderungen eingeflossen, die auch in die offizielle kommende OpenElec 3.2 einfließen sollen.
3. Installation des Systems auf einen USB-Stick. Ich hatte zahlreiche
wirklich schnelle Class 10 SD-Karten getestet, aber selbst ohne
Overclocking ist das System nach einem Reboot oft nicht wieder hoch
gefahren, zumal Shutdown und Reboot immer noch etwas unzuverlässig sind.
Man ist quasi gezungen, öfter mal im laufenden Betrieb den Stecker zu ziehen.
Mit Overclocking kann man sich (evtl. auch Board-abhängig)
schon fast auf eine zerschossene SD-Karte verlassen. Also eine kleine,
olle SD-Karte nur zum Booten, und das System selbst auf einem schnellen
USB Stick.
Dazu bei Windows-Systemen auf der SD-Karte in der FAT32 Partition 'cmdline.txt' editieren,
und "disk=/dev/mmcblk0p2" und zu "disk=/dev/sda1" oder sda2 ändern,
je nachdem, ob man noch andere USB Massenspeicher angeschlossen hat.
Ich will mal behaupten, diese Maßnahme hat den größten Geschwindigkeitsschub gebracht.
In der Theorie sind schnelle Class-10 SD Karten zwar genau so schnell wie gute USB-Sticks,
aber in der Praxis es fühlt sich dennoch wesentlich rasanter an, und
zerschossene SD-Karten sollten der Vergangenheit angehören.
Wirklich Leute, es lohnt sich! Spätestens nach der dritten Neuinstallation
hat man auf das SD-Gemurkse nämlich keine Lust mehr.
Siehe auch:
http://wiki.openelec.tv/index.php?titl…ur_Raspberry_Pi
4. Es gibt ein Script namens "Texture Cache Maintenance Utility",
welches Artwork im vorraus in den Cache lädt. Macht man nur ein einziges
Mal wenn die Datenbank befüllt ist, und die Geschwindigkeit später ist wirklich verblüffend!
Poster & Fanart werden ohne Verzögerung angezeigt. Nähere Informationen
unter: http://forum.xbmc.org/showthread.php?tid=158373&page=19
5. Sparsamer Skin! Es gibt nur wenige Skins, die den Pi nicht merklich
ausbremsen. Entweder den Standard Confluence, oder einen der Mods. Mir
persönlich gefällt "Quartz" sehr gut - wenn man ästhetischen
Minimalismus mag ; ) Tabu sind opulente Skins wie "Aeon Nox" und "Ace".
Generell ist es auch eine gute Idee, auf das Einblenden von Logos und CD-Art zu verzichten.
6. Overclocking - Nur anwenden, wenn das System auf einem USB Stick
liegt. Aber dann kann man noch wirklich so einiges herauskitzeln.
Ein hochwertiges Netzteil (1500mA oder mehr) ist dabei natürlich Pflicht!
Ebenso wie ein Backup. Overclocking empfiehlt sich als allerletzte Maßnahme,
wenn alles andere wirklich stabil läuft. Dann ein Backup vom USB Stick,
und sich dann hochtasten. Ob Kühlkörper auf dem Pi was bringen,
stelle ich einfach mal zur Diskussion.
7. Unter "Optionen / Video" 'Metainformationen aus Mediendateien extrahieren' deaktivieren.
8. Unbedingt den RSS Newsticker im Homescreen deaktivieren. Kostet sehr viel Rechenleistung. (Stichwort: Dirty Regions)
Generell: Je mehr sich bewegt, desto mehr Rechenleistung geht für die Animation drauf.
Mit Hilfe der o.g. Maßnahmen konnte ich einen HTPC einrichten, der sich
bei der normalen Benutzung kaum langsamer anfühlt, als mein eigener HTPC
auf AMD Basis. Eine Test-Datenbank mit 250 Filmen wird z.B. in 2 Sekunden geöffnet,
und das schnelle Durchscrollen der Liste inkl. Poster & Fanart geht ohne Verzögerung!
Ich war ziemlich begeistert - hat aber auch 2 Monate intensive Beschäftigung gekostet ; )
Aber wie gesagt, man sollte sich auf etliche Neu-Installationen
einrichten, bis man ein Gefühl für den Pi bekommen hat. Und wenn man
dann ein stabiles System hat, unbedingt ein Backup vom USB Stick machen,
z.B. mit 'USB Image Tool'. Damit kann man auch wunderbar die
offiziellen Builds installieren, die man fertiges Image z.B. bei
Pi-Chimney bekommt (http://openelec.thestateofme.com/)