Da in letzter Zeit immer wieder Fragen auftauchen bezüglich HTPC-Konfigurationen und welches Modell denn das geeignete sei, habe ich anhand des Hardwareguide eine kleine Zusammenstellung von Fragen gemacht, die die Enstscheidung des HTPC-Kauf etwas erleichtern soll.
Natürlich ist dies nur ein ungefährer Überblick und keine generelle Regel was man zu was kaufen soll und ebenfalls ist es möglich das sich bestimmte Punkte überschneiden.
Aber lasst uns die zehn Fragen doch einfach mal durchgehen:
1: Was kann / möchte ich für den HTPC ausgeben?
Dies ist meist die grundlegendste Frage bei der Anschaffung eines HTPC.
Dabei gilt nicht unbedingt teuer = gut, billig = schlecht!
Was man sich jedoch vor Augen halten sollte:
- Wenn man von einem HTPC (nicht AppleTV oder ähnlichem) spricht, muss man mindestend 250€ für die Hardware einplanen
- Nettops sind eine hübsche Angelegenheit, doch im Bereich Preis/Leistung etwas hinter den Selbstbau-Lösungen
- Anschaffungskosten sind nicht alles, Betriebskosten und auch potentielle Erweiterungen kosten auch ein paar Euros
Nach oben sind bei einem HTPC meist keine Grenzen gesetzt und da kann es schnell an die 1000€ ranreichen. Dies muss aber überhaupt nicht sein, wenn man HTPC-optimierte Komponenten in Bertracht zieht und nicht den Vergeleich zum Gaming-PC zieht, frei nach dem Motto "Viel Leistung gleich umso besser"
Auch sind Dinge wie DTS-HD oder ähnliches auch in Betracht zu ziehen. Nicht jeder HTPC ist dazu in der Lage!
2: Was wird der Hauptverwendungszweck des HTPC werden?
Für die meisten ist der HTPC ein Videoplayer mit hübschem User Interface, es gibt jedoch auch Leute die ganz andere Bereiche abdecken möchten.
Die Bereiche benötigen natürlich auch unterschiedliche Leistung. Wer seine Bilder als Slideshow sehen möchte und ab und zu mal ein bisschen Musik hören möchte braucht definitiv
weniger Leistung als jemand der untouched BluRays schaut und auch ein bisschen spielt mit dem HTPC.
Für Sideshow und Musik reicht ein einfacher ATOM oder ein Fusion-System meist mehr als aus und wird auch oft verbaut. Für mehr lohnt es sich stärkere Kombinationen (Intel i3 oder AMD A6) anzuschauen.
Die Auswahl des Verwendungszwecks ist naütlich nicht das alleinige Kriterium für Leistung. Externe Programme spielen da auch oft eine Rolle. Mehr dazu unter "Benötige ich weitere Programme".
3: Benötige / Möchte ich LiveTV über den HTPC nutzen?
Dieser Punkt ist aus zwei unterschiedlichen Aspekten sehr wichtig.
a) Habe ich mich schon für einen Nettop oder ähnliches entschieden muss ich eine externe TV-Kare verwenden. Diese externen TV-Karten sind meist um ein vielfaches teurer als eine interne PCI-Karte (von DVB-T abgesehen) und benötigen auch mindestens einen weiteren USB-Anschluss. Dinge wie Sky oder HD+ sind da eigentlich immer aussen vor.
Das ist einer der oben angesprochenen Punkte des Budget, "Erweiterungen kosten auch ein paar Euros"
b) LiveTV ist recht leistungsdurstig, zumindest durstiger als das Abspielen eines h264 codierten Videos oder ähnliches. Das Interlaced Signal was bei den meisten HD Sendern verwendet wird
benötigt mehr CPU-Leistung als viele denken. Somit sollte man immer ein paar MHz mehr einplanen wenn es um Live TV geht.
Wer wirklich vernünftig LiveTV nutzen möchte greift daher lieber nicht zum Nettop sondern zieht einen "richtigen" PC vor.
4: Soll die Konfiguration erweiterbar sein?
LiveTV wurde oben schon angesprochen, aber es gibt ja noch mehr Arten der Erweiterbarkeit. So sind meist BluRay-Laufwerke auch eines der wichtigeren Kriterien.
Hier kommt auch wieder der Preis stark zum Vorschein. Ein normales 5,25" Laufwerk kostet mittlerweile weniger als 50€. Zumindest solange man es auch verbauen kann
Ist man auf eine externe Lösung angewiesen verdoppelt sich der Preis meist und benötigt wieder mindestend ein USB-Anschluss.
Apropos USB-Anschluss:
Möchte ich meine Daten von externen USB-Festplatten anschließen, weil ich intern keine verbauen kann / möchte / darf?
Dabei unbedingt auf die maximale Anzahl von USB-Ports achten. Hubs sind schön und gut, führen aber auch öfters zu Problemen beim Booten, Mounten oder ähnlichem.
Ebenfalls sollte man im Bezug auf Erweiterbarkeit auf einen Wandel des Nutzunggebietes achten. Wenn man nach einem halben, dreiviertel Jahr doch nochmal ein Spiel spielen möchte,
dann kann man einen Nettop leider nicht zur Zockerrübe umbauen.
Wer das absolut ausschließen kann, hat hier auf jeden Fall einen Grund mehr zum Nettop zu greifen.
5: Möchte ich ab und zu mal ein Spiel spielen?
Weiter oben schon kurz angesprochen...
Möchte ich zocken? Falls ja, dann ist der Selbstbau respektive eine starke Fertigkombi einfach die bessere Wahl. Die internen GPUs als HD4000 von Intel oder Radeon6530 von AMD können
schon mit einigen Spielen umgehen. Sollte die Leistung dennoch nicht ausreichen, dann steckt man nach Möglichkeit einfach eine weitere Grafikkarte dazu.
Ein Nettop bietet diese Option leider nicht!
6: Wie gut kenne ich mich mit dem gewünschten Betriebsystem aus?
Viele Fragen sich jetzt, was das OS denn bei der Hardwarewahl zu suchen hat. Ganz einfach:
Nicht jede Hardware ist für alles geeignet. Hier ein Beispiel:
AMD und Linux:
Diese Kombi wird meist gemieden weil es immer heisst, dass der Support so schlecht wäre, oder diese Kombi einfach nicht lauffähig ist.
Tatsächlich liegt das meist an fehlenden Kentnissen oder mangelndem Forschertrieb. Ein HTPC einzurichten benötigt, zu mindestens beim ersten mal,
einige Stunden Arbeit und man kommt oft an die Frustrationsgrenze. Möchte man diesen Stress umgehen gibt es zwei Wege:
a) Man informiert sich vorher über die Kompatibilität und Vorgehensweise (tolle Stichwörter dazu: LIRC, Suspend etc.) und lässt sich dann auf das
Abenteuer ein
b) Windows ist für Einsteiger meist recht einfach zu bedienen und man kommt recht schnell ans Ziel (dies ist natürlich keine MS-Werbung, aber leider die Wahrheit )
7: Wo kommen die Inhalte des HTPC her?
Wer ein NAS hat ist meist bei diesem Thema fein raus. Er muss weder auf Anzahl der USB-Anschlüsse noch auf die maximal verbaubare Menge an HDDs im Gehäuse achten.
Wer seine Sachen auf externen Platten hat, sollte unbedingt, egal ob Nettop oder Selbstbau, auf die Zahl der USB-Anschlüsse achten. Wer kann sollte neben dem HTPC auch ein NAS besitzen, da
es aus Gründen der Lautstärke immer von Vorteil ist eine Art Client-Server Umgebung zu haben und die Daten auszulagern.
Wer das nicht kann, der ist meist im Vorteil wenn er die Platten intern einbaut, da weder ein Stromanschluss an eine Steckdose zusätzlich benötigt wird noch der USB-Port der Flaschenhals bei der Datenübertragung ist.
Ein Nettop bietet diese Option leider nicht, ein Selbstbau HTPC nur unter Umständen. Da ist natürlich auch die Gehäusewahl zu berücksichtigen!
8: Welche Anschlüsse benötige ich alle?
USB an die Macht!
Ne mal im Ernst, USB ist auf jeden Fall wichtig und USB 3.0 zu präferieren, aber das ist natürlich nicht alles.
Ein typisches Beispiel ist: Mein Receiver hat kein HDMI!
Dann sollte man unbedingt auf SPDIF achten!
Oder benötige ich einen separaten Klinke-Ausgang? Habe ich Festplatten mit eSata? Brauch ich ein WLAN?
Am besten ist es eine Liste zu haben auf der die Anschlüssen aller Geräte stehen, die mit dem HTPC agieren sollen.
9: Benötige ich weitere Programme?
Wieder etwas aus dem Bereich Leistung...
Was habe ich sonst für Programme am Laufen? Bestimmte Programme verbrauchen einfach eine Unmenge an Ressourcen.
Wenn eine MySQL DB auf dem Client mitläuft sollte man schon ein bisschen mehr RAM und MHz einplanen. Doch was gibt es noch so?
MP3-Tagger? Video-Konvertierer (Leistungsfresser ohne Ende!)? Download-Clients (SabNZB, jDownloader)?
Wer jetzt mindestens zweimal die Fragen mit "ja" beantwortet hat, sollte meist vom Nettop absehen
10: Wie wichtig ist mir der Stromverbrauch?
Nettops sind in punkto Stromverbrauch einfach nicht zu schlagen. Meist unter 30 Watt sind solche Clients auch in der Lage im 24/7 Betrieb zu laufen ohne die
Stromrechnung zu belasten. Aber auch intelligent gewählte Selbstbau-Kombis sind keine wahren Stromfresser...
Die wichtigste Frage ist aber einfach das Nutzerschema...wie oben schon angeprochen: 24/7 im Betrieb oder Abend mal ein oder zwei Stunden?
Ich hoffe diese Fragen und deren manchmal überspitzte Beantwortung helfen euch, die Wahl eures Traum-HTPCs einzugrenzen!
[infobox]Folgender Absatz ist auch sehr wichtig, wenn es um die Anschaffung eines HTPCs geht[/infobox]
Ein HTPC kann zwar Funktionen eines BluRay-Players oder eines SAT-Receivers übernommen, aber er verhält sich nicht so.
Es ist kein Gerät, welches man anschließt, einschaltet und sofort loslegen kann.
Die Einrichtung braucht, vor allem für Anfänger, eine gefühlte Ewigkeit. Um Probieren, lesen und stöbern kommt
man nicht rum.
Wem das jetzt schon zu viel ist, der sollte auf den Kauf verzichten oder sehr sehr genau drüber nachdenken!
Für Fragen, Diskussionen oder Anregungen bin ich natürlich wie immer da
[edit]Dieser Beitrag sollte aktuell noch als WIP angesehen werden[/edit]
mad-max